Verschönere deine Straße
Grünflächen sind in vielen Städten Mangelware. Wenn du keinen eigenen Garten hast und zum nächsten Park erst lange fahren musst, wird die Tristesse vor der eigenen Haustür unerträglich. Dagegen kannst du etwas tun – bepflanze den offenen Boden rund um die Straßenbäume! Diese Baumscheiben in einen blühenden Minigarten zu verwandeln, freut nicht nur deine Nachbarn, auch viele nützliche Insekten profitieren von dem zusätzlichen Nahrungsangebot und Unterschlupf. Du willst gleich loslegen und Baumscheiben erobern? Dann nichts wie ran an die Erde!
Von Lea Gröger (VCD)
Materialliste
- eine kleine Gartenschaufel
- Blumensamen und Blumenzwiebeln
- kleine robuste Pflanzen
- Pflanzschildchen
- eine Gießkanne
- ggf. vier Holzpfosten und mehrere Holzbohlen
Schritt für Schritt
Wenn du Baumscheiben bepflanzt, tust du nur Gutes: Du verbesserst die Bodenqualität, schützt den Baum vor Müllablagerungen, schaffst Lebensraum für Insekten, verschönerst das Stadtbild und verbesserst damit die Lebensqualität in der Stadt. Wir zeigen dir hier Schritt für Schritt, wie du die Baumscheiben in deiner Straße zum Leben erweckst.
1 – Finde deine Baumscheibe
Du erkennst Baumscheiben daran, dass der offene Bodenbereich um den Baumstamm herum eingefasst ist. Am besten entscheidest du dich für eine Baumscheibe in deiner Nähe, damit du immer ein Auge auf sie hast. In manchen Städten brauchst du keine Genehmigung für das Bepflanzen, zum Beispiel in Düsseldorf. In anderen Städten wie Berlin solltest du dich vorher mit dem Grünflächenamt in Verbindung setzen und sie über dein Vorhaben informieren. In manchen Fällen wirst du sogar als Baumscheiben-Pate registriert. Aber keine Sorge, die Städte freuen sich in der Regel über dein Engagement. Einige gewähren sogar finanzielle Zuschüsse – ein Anruf bei der Stadt kann also Gold wert sein.
2 – Für die neuen Bewohner alles schön herrichten
Wenn du deine Baumscheibe gefunden hast, kann es losgehen! Säubere gründlich den Boden und lockere die Erde vorsichtig auf – maximal zehn Zentimeter tief, um die Wurzeln nicht zu verletzen. So schaffst du beste Voraussetzungen, dass deine Pflanzen später gut wachsen. Du kannst, wenn nötig, etwas frische Erde einarbeiten oder die obersten zehn Zentimeter Erde austauschen. Schütte aber keinesfalls die neue Erde einfach oben drauf, sonst fängt deine Baumscheibe bald an zu faulen. Am Ende sollte das Beet nicht höher als der Gehweg sein, damit das Regenwasser gut ablaufen kann.
3 – Neue Bewohner einziehen lassen
Jetzt geht es ans Pflanzen. Du kannst Frühjahrs-, Sommer- oder Herbstblumen kaufen sowie selbst Blumenzwiebeln setzen oder Blumensamen säen. Bevor du deine Pflanzen und Blumensamen auswählst, schau dir die Lage deiner Baumscheibe an: Liegt sie den ganzen Tag in der Sonne oder ist es sehr schattig? Das Lichtbedürfnis deiner Pflanzen sollte zur Baumscheibe passen!
Folgende Punkte müssen deine Pflänzchen außerdem erfüllen:
- kleine Pflanzen: maximal zehn Zentimeter tief einzugraben, wachsen nicht höher als 50 Zentimeter
- robust: brauchen nicht viel Wasser, halten Ungeziefer und Hunde-Urin aus
- wenn Stauden, dann nur flachwurzelnde
- eine gute Mischung aus unterschiedlichen Pflanzen: Früh- und Spätblüher, Wildblumen, bienenfreundliche Blühpflanzen
- keine Kletterpflanzen, keine dornigen Pflanzen
- kein Gehölz und kein Rasen wegen der hohen Nährstoffkonkurrenz zum Baum
Diese Voraussetzungen erfüllen zum Beispiel Glockenblumen, Veilchen, Waldmeister und Gämswurz. Eine umfangreiche Liste von geeigneten Pflanzen, zusammengestellt vom NABU Berlin, kannst du dir hier downloaden!
Beim Bepflanzen solltest du außerdem den Wurzelanlauf, 20 bis 30 Zentimeter um den Stamm herum, freilassen. So kann die Stadt die jährliche Stammkontrolle durchführen, ohne dass deine Pflanzen beschädigt werden. Gerade wenn du Blumenzwiebeln steckst und Samen säst, solltest du die Stellen außerdem mit beschrifteten Pflanzschildchen abstecken – so weiß jeder: Hier wächst was!
4 – Zutritt für andere verboten
Um deine Baumscheibe vor Hunde-Urin und Beschädigungen zu schützen, kannst du eine kleine Begrenzung bauen, zum Beispiel aus Holzpfosten und -bohlen. Aber Achtung – hier gibt es je nach Stadt unterschiedliche Bedingungen. Frag also vorher im Grünflächenamt nach, welche Vorgaben es gibt! In der Regel dürfen beim Anbringen der Einfriedung die vorhandenen Bordsteine und Pflaster nicht verändert oder gelockert werden. Dein Zaun darf zudem einerseits keine Stolpergefahr darstellen, aber andererseits auch nicht die Sicht für den Straßenverkehr behindern. Da unter deiner Baumscheibe Leitungen verlaufen könnten, dürfen Pfosten o. ä. meist auch nur per Handschlag in der Erde befestigt werden.
5 – Hegen und pflegen
Alles fertig bepflanzt? Dann kannst du stolz auf dich sein! Du hast nicht nur deine Straße verschönert, sondern auch dem Baum etwas Gutes getan. Doch damit hat sich die Sache nicht. Denke daran, deinen kleinen Stadtgarten regelmäßig zu pflegen. Das heißt: Gießen (vor allem im Sommer), Jäten, Sauberhalten der Baumscheibe sowie eventuell einen Winterschutz für die Pflanzen anlegen. In der Regel pflegt die Stadtreinigung bepflanzte Baumscheiben nicht– du solltest herumliegenden Müll deshalb selbst entfernen. Abgestorbene Pflanzenteile aber musst du nicht immer gleich zurückschneiden: Sie bieten Insekten Unterschlupf und Vögeln im Frühjahr Nistmaterial. Auch wenn du mal nicht da bist, sollte sich jemand um deine Baumscheibe kümmern. Ein Nachbar oder eine Nachbarin springt bestimmt gerne für dich ein oder du hast dich ohnehin längst im Team zusammengefunden.
Rechtliche Fragen
Als Baumscheibenpfleger*in hast du gegenüber der Stadt keinen Anspruch auf Ersatz oder Wiederherstellung, sollte deine Baumscheibe zerstört werden. Du bist außerdem stets dazu verpflichtet, auf die Verkehrssicherheit zu achten und diese, wenn nötig, wiederherzustellen. Solltest du keine Zeit mehr aufbringen können, um die Baumscheibe zu pflegen, musst du deine Bepflanzung leider entfernen.
Beachte bitte, dass wir hier keine Rechtsberatung anbieten.
Unsere Hinweise sollen Orientierung geben und sind ohne Gewähr und Rechtssicherheit.
Du solltest vor allem bei speziellen, individuellen Fragen einen Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin konsultieren.
Tipps & Tricks
- Tipp 1:
- JUNGE BÄUME IHR DING MACHEN LASSEN
Bei der Auswahl deiner Baumscheibe solltest du junge Bäume ausschließen, denn neu gepflanzte Bäume brauchen Ruhe zum Wachsen. Zu erkennen sind sie in der Regel am „Dreibock“. Das sind Baumpfähle, die rund um den Baum zum Schutz angebracht werden. In dieser Zeit werden die Baumscheiben von beauftragten Firmen gepflegt.
- Tipp 2:
- BLEIBE AUF DEINEM TERRITORIUM
Pflege deine Baumscheibe gerne von früh bis spät, den Baum solltest du aber in Ruhe lassen: Schnittmaßnahmen am Baum werden ausschließlich von der Stadt veranlasst und durchgeführt, am Baum dürfen auch keine Schilder angebracht werden.
- Tipp 3:
- AUCH ABSEITS DER WOHNSTRASSE AKTIV WERDEN
Auch andere kahle Stellen in der Stadt lassen sich leicht verschönern – mit Samenkugeln! Wenn sich die Gelegenheit bietet, kannst du sie ablegen oder werfen und dich über noch mehr Grün in deiner Stadt freuen.
Links und Quellen
Tipps zur Bepflanzung und Pflege von Baumscheiben
https://www.smarticular.net/baumscheibe-oeffentlich-bepflanzen-urban-gardening/
Blog über Guerilla Gardening, urbane Landwirtschaft, grüne Trends, Lifestyle und Kultur
https://www.mygreentown.de/guerilla-gardening-bepflanzte-baumscheiben/