Katja Täubert/VCD

Zu Fuß zur Schule
und zum Kindergarten

Aktivieren
Fußverkehr
Sicherheit

Stephanie Päßler im Interview

Die Aktionstage „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ fanden 2018 zum zwölften Mal statt. Bundesweit nahmen 80.000 Kinder aus 3.500 Klassen und Gruppen teil. Stephanie Päßler vom VCD organisiert die Aktionstage jedes Jahr in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderhilfswerk e.V. und erzählt im Interview, warum Kinder besser zu Fuß unterwegs sind.

Interview von Lea Gröger (VCD)

VCD-Projektleiterin Stephanie Päßler, Foto: Katja Täubert/VCD

 

Das VCD-Projekt „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ setzt sich seit zwölf Jahren dafür ein, dass Kinder nicht mit dem Auto zur Schule oder Kita gebracht werden. Was ist das Problem dieser sogenannten Elterntaxis?
Wenn Kinder jeden Tag mit dem Auto zur Kita oder Schule gefahren werden, lernen sie gar nicht, sich selbstständig im Verkehr zu bewegen. Sie sehen den Verkehr nur von der Rückbank aus und haben so gar nicht die Chance selber aktiv am Verkehr teilzunehmen.

Wie sieht stattdessen der ideale Schul- oder Kitaweg für ein Kind aus?
Am besten ist es zu laufen. Der Weg sollte aber vor allem für kleine Kinder nicht zu lang sein. Andererseits ist der kürzeste Weg auch nicht immer die beste Lösung. Stattdessen würde ich sagen: Der sicherste Weg ist der beste Weg. Wenn der Weg etwas länger ist, bietet sich für die Kleinsten zum Beispiel auch ein Laufrad an oder für die Älteren ein Roller oder Fahrrad. So geht es schneller voran – für Kinder und Eltern.

Was sind die Vorteile, wenn Kinder zu Fuß, mit dem Roller oder Fahrrad zur Schule kommen?
Man hat mal Kinder gebeten, ihren Schulweg aufzumalen. Die Kinder, die zur Schule laufen, malten Häuser, Blumen, Blätter, alles ganz bunt. Und die Kinder, die im Auto gefahren wurden, malten nur schwarz-graue Streifen und dunkle Häuser. Für Kinder ist es wichtig ihre Umgebung kennenzulernen, sich mit anderen Kindern zu treffen und zusammen zu laufen. Sie können sich auf dem Schulweg mit ihren Freunden unterhalten, bewegen sich an der frischen Luft und sind dementsprechend im Unterricht dann auch ruhiger und konzentrierter. Und nicht zuletzt tut es auch der Umwelt gut: Die Kinder lernen auf diese Weise frühzeitig, sich für die Umwelt einzusetzen.

Marco Hüttenmoser

Viele Eltern fahren nach dem Bringen der Kinder mit dem Auto weiter zur Arbeit oder wohnen in ländlichen Regionen, wo die Wege weit sind. Was rätst du diesen Eltern?
Dieses Problem sehen wir auch, vor allem im ländlichen Raum. Da ist unsere Empfehlung, Fahrgemeinschaften zu bilden. Dadurch spart man einige Autofahrten ein und die Eltern können sich mit dem Bringen abwechseln. Wenn die Kinder schon mit dem Auto gefahren werden, sollten sie aber nicht direkt vor dem Schultor raus gelassen werden. Die letzten 500 Meter können sie gut zu Fuß gehen und man senkt auch gleich das Verkehrsaufkommen vor den Schulen. Dann entsteht dort kein Verkehrschaos, mit dem Eltern die Kinder gefährden. Viele Schulen haben zu diesem Zweck auch schon sogenannte Kiss & Go-Zonen abseits des Schulgeländes eingerichtet.

Was können Schulen tun, wenn sie merken, dass die Verkehrssituation morgens vor dem Schultor durch viele Elterntaxis unübersichtlich und gefährlich wird?
Eine gute Möglichkeit ist natürlich, an unseren Aktionstagen teilzunehmen! Das ist ein ungezwungener Rahmen, um es mal auszuprobieren. In dieser Zeit können sie die Eltern und Lehrer für das Thema sensibilisieren und ein paar Aktionen ausprobieren. Lehrer, Schüler und Eltern entdecken dann auch meist schnell die Vorteile und merken, wie viel Spaß es macht. Die Eltern lernen außerdem ihren Kindern zu vertrauen. Ganz viele Schulen bleiben auch nach den Aktionstagen dabei.

Katja Täubert/VCD

Gibt es eine tolle Aktion aus diesem Jahr, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Toll waren in diesem Jahr Kooperationen von Schulen und Kitas, die zusammen Aktionen durchgeführt haben. Manche haben auch die Polizei eingebunden und ein Verkehrstraining gemacht. Und ein Klassiker ist natürlich immer noch der Laufbus, der jedes Jahr gut funktioniert und sehr beliebt ist.

Ist das Anliegen des Projekts auch für dich privat ein Thema?
Ja, total! Ich habe ja schon in dem Projekt gearbeitet, bevor ich ein Kind hatte. Jetzt habe ich eine kleine Tochter und denke dadurch noch viel bewusster darüber nach. Bei uns hat sich der Weg zur Kita auch gerade erst verändert: von einer halben Stunde zu Fuß, jetzt mit Bus und Bahn. Ich merke auch den Unterschied zum Auto. Eine Strecke mussten wir mal das Auto nehmen und es ist tatsächlich keine Zeitersparnis: Die Straßen sind voll, man muss einen Parkplatz suchen. Und selbst wenn die Strecke ohne Auto ein paar Minuten länger dauert – du hast zu Fuß oder in der Bahn die Qualitätszeit mit deinem Kind. Du kannst dich mit ihm unterhalten, im Auto dagegen ist es immer stressig.

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