Die Mitfahrbank Initiative aus Flensburg
Während es viele Geschichten über erfolgreiche Straßenexperimente aus dem städtischen Raum gibt, sind Beispiele aus ländlichen Regionen etwas seltener. Dies heißt jedoch nicht, dass es hier keine Erfolgsgeschichten gibt! Ein schönes Beispiel dafür ist die Mitfahrbank-Initiative aus der Region Flensburg.
Von BobenOp Klima- und Energiewende e.V. und Sarah Eschenmoser
Es fällt auf, dass in vorbeifahrenden PKWs häufig nur eine oder zwei Personen sitzen und mehrere der Sitze im Auto freibleiben. Carsharing ist ein Konzept was vor allem in urbanen Räumen zunehmend populärer wird. Das Teilen von freien Sitzplätzen in PKW steht jedoch auch in anderen Projekten im Vordergrund. Ein gutes Beispiel dafür sind die Mitfahrbänke.
Das sind spezielle Bänke, die in einer Region aufgestellt werden und als Mitnahmepunkt für Bürger*innen dienen. In Flensburg wird neben der Bank selber auch noch ein Halter mit einem festen Schild oben (Beschriftung „Mitfahrbank“) und bis zu fünf ausklappbaren Richtungsschildern mit Ortsnamen aufgestellt.
Damit können Bürger*innen signalisieren, in welche Richtung sie eine Mitfahrgelegenheit suchen. Mitfahrbänke sind einerseits ein Beispiel für klimagerechtere und ressourcenschonendere Mobilität und haben andererseits auch soziale Vorteile.
Mitfahrgelegenheiten als Ergänzung zum ÖPNV
Gerade in ländlicheren Räumen ist Mobilität oftmals nur beschränkt zugänglich. Vor allem Senior*innen und Migrant*innen werden teilweise durch sehr unregelmäßige Fahrzeiten der öffentlichen Verkehrsmittel eingeschränkt. Für sie sind beispielsweise Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen und Behörden schlecht erreichbar, wenn der ÖPNV Stundenplan nicht regelmäßig ist. Des weiteren besitzen sie oft entweder keinen Führerschein oder es ist kein PKW zur Mitbenutzung vorhanden. Besonders an Feiertagen und den Wochenenden oder bei schlechtem Wetter fallen Züge und Busse entweder ganz aus oder fahren teilweise nur ein- bis zwei Mal pro Tag.
Mitfahrgelegenheiten sind ein ausgezeichneter Ersatz für fehlende Verbindungen oder ein teures Taxi und dienen als Ergänzung zu anderen öffentlichen Verkehrsmitteln.
Mobilität als Begegnungsraum
Mitfahrbänke sind jedoch nicht nur praktisch und klimafreundlich, sondern auch interessant aus sozialer Perspektive. Oftmals sind wir heute von unseren Mitbürger*innen entfremdet und kennen vielleicht selbst unsere Nachbar*innen nur vom Sehen.
Wer Mitfahrgelegenheiten nutzt, lernt dabei auch Mitbürger*innen kennen. Sowohl auf den Bänken als auch in der Mitfahrgelegenheit selbst kommt es oft zu Gesprächen mit interessanten Menschen. Dabei können sich durchaus auch Freundschaften entwickeln und aus Fremden können Freund*innen werden.
Erfolgsbeispiel Flensburg
In Flensburg wurde die erste Bank im Mai 2016 in Hürup aufgestellt. Durch das Design und den damit verbundenen Wiedererkennungseffekt haben sich die Mitfahrbänke in der Region etabliert. Mittlerweile sind über 50 Bänke in allen 34 Gemeinden von Flensburg zu finden. Weitere 100 Mitfahrbänke wurden außerhalb der Region verkauft. Bis Ende 2021 ist sogar eine App geplant, mit der zukünftige Fahrten auch im Voraus organisiert werden können.