Felix Hahn/ BUND

NixNox - Ein Aktionsbündnis geht auf die Straße

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Für geeignete Maßnahmen gegen erhöhte Stickstoffwerte in der Luft

Es ist Januar (2020) in Frankfurt am Main. Wir befinden uns auf einer der meistbefahrenen Hauptstraßen Deutschlands. Die Friedberger Landstraße auf Höhe des Hauses Nr. 84 ist eine vierspurige Hauptstraße plus Parkplätze. Normalerweise würde man hier nicht erwarten Menschen mitten auf der Fahrbahn anzutreffen, die beisammen stehen, auf Decken sitzen oder Kinder die Fußball spielen. Doch am 31.01.2020 hat sich ein breites Aktionsbündnis aus VCD, adfc, Greenpeace, Fridays for Future und vielen mehr zusammengetan und mit der NixNox-Demonstration dafür gesorgt, dass genau diese Straße für zwei Stunden in der Hauptverkehrszeit für den Durchgangsverkehr gesperrt werden konnte.

Warum fand die Demonstration überhaupt statt?

Der Anlass für die Demonstration war die Stickoxid-Klage der Deutschen Umwelthilfe gegen die Stadt Frankfurt, die sich schon lange zieht. Denn seit Jahren überzieht die Stadt Frankfurt am Main, die durch die Richtlinien vorgegebenen Stickoxid-Werte. 2018 lehnte das Land Hessen das Urteil des Verfassungsgerichts Wiesbaden ab und ging in Revision. Allerdings lag auch bis 2019 kein geeigneter Luftreinhalteplan vor, woraufhin die Verhandlungen vor dem VGH (Hessischer Verwaltungsgerichtshof) in Kassel weitergingen. Noch im Januar 2020 lassen die erforderlichen Schritte auf sich warten. Das bedeutet: die erhöhten Stickoxid-Werte bleiben, verpesten die Luft und gefährden die Gesundheit der Frankfurter*innen. Das Verbändebündnis griff diese Problemlage auf und demonstrierte dafür, dass die Richtwerte einzuhalten seien. Die Friedberger Landstraße im Frankfurter Nordend gilt als eine der am stärksten befahrenen Straßen.

Stickstoff-Monoxid im Straßenverkehr

In Deutschland gibt es rund 400 Luftmess-Stationen. Eine davon befindet sich an der Friedberger Landstraße im Frankfurter Nordend auf Höhe des Hauses 84. Wie der Name schon andeutet, fokussierte sich die Demonstration vor allem auf die Messung von Stickoxiden, die als Nebenprodukte bei Verbrennungsprozessen entstehen. Die chemische Verbindung besteht aus den Atomen Stickstoff (N) und Sauerstoff (O). Dazu gehören Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid. Anders als bei Stickstoffdioxid kann man bei Sticktoffmonoxid schon nach kurzer Zeit eine Veränderung der Konzentration in der Luft messen. Beide befinden in den Städten im Ranking der Luftschadstfoffe an oberster Stelle. Werden die Grenzwerte dauerhaft überschritten, kann es sogar zu langfristigen gesundheitlichen Schäden kommen.

Felix Hahn/ BUND

Gemeinsam gegen erhöhte Stickstoffwerte – mit einem erfolgreichen Aktionsbündnis!

Genau deshalb ging das Verbändebündnis gemeinsam auf die Straße. Dass die Demonstration zu einem „Riesenerfolg“ wurde, wie Heiko Nickel vom VCD beschreibt, verdanken die Organisator*innen besonders dem gut aufgestellten Bündnis. Das besteht aus einem breiten Aktionsbündnis aus VCD, Fridays for Future, Greenpeace, und vielen mehr organisiert. Viele der Verbände kannten sich schon aus vorhergehenden gemeinsamen Aktionen. Einige von ihnen organisieren jährlich den im September stattfindenden Parking-Day anlässlich der Europäischen Woche der Mobilität. Und schon da merkten sie, dass es im Bündnis besser klappt als alleine. Anstatt einzelne Parkplätze zu besetzen, bündeln sie ihre Kräfte und sperren eine ganze Straße, um die Parkplätze mit ihrem Programm zu bespielen. Es entsteht so etwas wie ein „Guerilla-Straßenfest“ auf dem Federball von einer zur anderen Straßenseite gespielt werden kann und große Banner die Straße säumen. Anlässlich der bundesweiten IAA-Demo als Symbol für die Verkehrswende griffen sie ebenfalls auf diesen Bündnis zurück. „Da haben wir die ganze Stadt mit Fußgänger*innen und Fahrradfahrenden geflutet“, beschreibt Heiko Nickel, politischer Geschäftsführer VCD Hessen begeistert. Das zeigt: Gemeinsame Aktionen stärken Verbindungen!

Aktionsbündnis, Felix Hahn/ BUND

Die Nix-Nox Demonstration

Das stellten sie ein weiteres Mal bei der NixNox-Demo unter Beweis. Jede*r Partner*in steuerte bei, was sie beisteuern konnten. Manche sorgten dafür, dass ein Beamer zur Verfügung stehen konnte, wieder andere stellten eine kleine Bühne auf. „Die Mischung war echt toll“, bemerkt Heiko Nickel. Den Showdown gestalteten sie alle gemeinsam. Dafür formten sie einen Schriftzug aus menschlichen Körpern. „Lasst Frankfurt aufatmen“ stand in riesigen Lettern auf der Straße geschrieben und sendete eine klare Botschaft an die Stadt Frankfurt. Während der ganzen Aktion wurden die Messungen der Luftschadstoffwerte auf eine Leinwand projiziert und zeigten einen deutlichen Rückgang.

So kann es aussehen! Gesellschaftliches Leben im öffentlichen Raum, Felix Hahn/ BUND

Was hat die Demonstration gebracht?

Im Ergebnis bedeutet das, dass schon innerhalb von zwei Stunden der Wert des Stickstoffmonoxids auf ein Niveau sank, wie es normalerweise nur nachts vorherrscht. Das zeigt deutlich die Auswirkungen, die der Stadtverkehr auf die Luftqualität in der Stadt hat. Aber das war nicht alles. Die positive Stimmung steckte sofort auch die Nachbarschaft an. Die Anwohner*innen bekamen die Auswirkungen der autofreien Straße zu spüren: mehr Freiraum, gute Luft und viel Platz sorgten dafür, dass die Anwohner*innen sofort anfingen, den freigewordenen Raum für sich zu nutzen. Somit zeigen die Organisator*innen, dass schon dieser kurze Moment ausreicht, um die Schadstoffbelastung zu senken und das Leben zurück auf die Straße zu bringen. Die Anwohner*innen erlebten vielleicht zum ersten Mal, dass es möglich war, dass Babys über die Fahrbahn krabbelten oder Kaffee und Kuchen mitten auf der Straße unter Nachbar*innen geteilt werden konnte.

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