Jörg Farys / VCD
Aktivieren
Radverkehr

Bicibus – der Fahrradschulbus oder auch Radlbus

Gemeinsam zur Schule radeln und dabei ein Statement setzen

Gemeinsam mit dem Fahrrad zur Schule fahren, macht Kindern nicht nur Spaß, sondern fördert auch ihre gesundheitliche, soziale und psychische Entwicklung. Auch Eltern freuen sich über die Bring- und Abhol-Zeitersparnis, die eine Fahrrad-Fahrgemeinschaft ermöglicht. Der Radlbus, in Anlehnung an den Laufbus, ist eine erprobte Methode so eine reguläre Fahrgemeinschaft zu organisieren. Da die Verkehrsrahmenbedingungen in vielen Orten nicht auf die Bedürfnisse der jüngsten Verkehrsteilnehmenden ausgerichtet sind, gewinnt in den letzten Jahren eine aktivistischere Variante des Radlbusses - der Bicibus, bekannt vor allem durch gleichnamige Aktionen in Barcelona – bei Eltern an Beliebtheit. Hier radeln die Kinder auf der Straße - entweder ab 16 Personen als geschlossener Verband oder als angemeldete Demonstration begleitet von der Polizei. Wir zeigen dir in 5 Schritten, wie du einen öffentlichkeitswirksamen Bicibus, gemeinsam mit Familien in deiner Umgebung organisieren kannst.

Von Louise Beichler (VCD)

Schritt für Schritt

  1. Suche Mitstreiter*innen – Sprich befreundete Familien und Eltern von Kindern an, die zur selben Zeit zur Schule kommen. Das eine oder andere Elternteil hat bestimmt schon einmal darüber nachgedacht eine Fahrradfahrgemeinschaft zu bilden. Die Ansprache einer Lehrkraft oder der Elternvertretung für die Bewerbung über die Schule kann zudem sinnvoll sein, da so noch mehr interessierte Familien erreicht werden können.
  2. Organisation – Stimmt euch über den Kommunikationsweg eurer Wahl untereinander ab. Verteilt, z.B. bei einem Treffen, Aufgaben an ein kleines Orga-Team (z.B. Fahrrad- Begleitung, Eltern- & Schul-Ansprechperson, Routenplanung, Anmeldung , Bewerbung etc.). Eine Unterstützung durch lokale Vereine oder Initiativen wie den VCD kann zusätzlich sinnvoll sein. Bekannte Logos auf Bewerbungsmaterialien steigern die Reichweite und Glaubwürdigkeit der Aktion.
  3. Route & Zeiten – Holt bei euren Mitstreiter*innen die wichtigsten Informationen für die Routenplanung ein: Wo wohnen die Kinder? Welche Streckenlänge können sie problemlos fahren? Und welche Familienmitglieder wären zur Begleitung des Bicibus auf dem Fahrrad bereit? Basierend auf den Informationen kann eine sichere Route mit Haltestellen, auch über Zuhilfenahme digitaler Schulwegplänetools, erarbeitet werden. Vereinbart auch die Zeitpunkte an denen die Kinder bei den jeweiligen Haltestellen abgeholt werden. Falls alles gut geklappt hat, könnt ihr den Bicibus verstetigen und regelmäßig, z.B. 1-mal pro Monat oder auch öfter, anbieten.
  4. Polizeischutz – Für wen das radeln im geschlossenen Verband mit 16 Kindern nicht in Frage kommt, kann für eine angemessene Streckensicherung und Polizeibegleitung eine Demo bei der lokalen Behörde, in der Regel beim Ordnungsamt oder der Polizei, anmelden. Hier gilt: je früher, desto besser. Folgende Informationen solltet ihr für die Anmeldung parat haben: Zeitpunkte, Route, ungefähre Teilnehmendenzahl, Anzahl der Begleitpersonen. Bittet die Polizei euch möglichst nicht mit dem Auto oder Motorrad, sondern auf Dienstfahrrädern zu begleiten. Bewerbt die Demo erst nach der Anmeldung.
  5. Los geht’s – Versichert euch bei den Eltern, dass alle angemeldeten Kinder genau zum richtigen Zeitpunkt an ihrer Haltestelle stehen. Sie sollten verkehrssichere Fahrräder haben und dazu in der Lage sein, die Strecke zu fahren. Ist der Weg von zu Hause bis zur Haltestelle für die Kinder nicht sicher, sollten sie dorthin begleitet werden. Kommt es zu Verzögerungen, informieren die Erwachsenen einander. Dann kann es los gehen – Klingeling.

Wie geht es weiter? – In Barcelona fährt seit 2021 der Bicibus jeden Freitag und demonstriert damit auch für eine bessere Fahrrad-Infrastruktur. Auch in Deutschland gibt es dafür viele Möglichkeiten. Über die Einladung von Presse, Politik und Verwaltung könnt ihr auf euren Bicibus aufmerksam machen. Kommunen und Schulen können die selbstständige Mobilität eurer Kinder unterstützen, indem sie Schulmobilitätspläne, überdachte Radabstellanlagen und natürlich Infrastrukturverbesserungen wie Tempo-30-Zonen und autofreie Schulstraßen umsetzen. Der VCD vor Ort unterstützt euch gerne bei eurem Vorhaben.

Rechtliche Fragen

Kinder sind auf dem Schulweg über die gesetzliche Unfallversicherung geschützt. Damit auch die erwachsene Begleitung auf dem Schulweg versichert ist, könnt ihr euren Bicibus offiziell bei der Schule anmelden. Darüber hinaus könnt ihr Euch den Versicherungsschutz schriftlich von der zuständigen Unfallkasse bestätigen lassen.