Die Ideenwerkstatt, Thomas Knoll

Mit der Nachbarschaft Ideen entwickeln

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Sie kenne ich doch... Nachbarschaft neu entdecken mit der Ideenwerkstatt

Wie können wir den nachbarschaftlichen Zusammenhalt langfristig gestalten, um Ideen miteinander zu entwickeln und umzusetzen? Mit dieser Frage beschäftigte sich ein Nachbarschaftstreffen im Juli 2020 im Berliner Bezirk Schöneberg. Zur „Ideenwerkstatt“ kamen Anwohner*innen zusammen, um gemeinsam zu überlegen, wie sie freiwerdende Parkplätze umgestalten und mit einem anderen Nutzen versehen können.

von Kyra Hertel

Rahmen des Projektes: Kiez erFahren

Die „Ideenwerkstatt“ ist Teil der Initiative Kiez erFahren. Die Projektleiterin Regine Wosnitza und ihr Team laden im Sommer 2020 Anwohner*innen des Berliner Bezirkes Schöneberg-Nord dazu ein, ein Experiment zu wagen. Im Rahmen der „Umparkerkampagne“ können 30 Teilnehmer*innen ihre Autos für einen Monat in die Garage stellen und dafür neue Mobilitätsmuster erproben. Das Ziel ist den privaten PKW-Gebrauch zu verringern. Dafür gibt es 16 Gutscheine für Mobilitätsalternativen, wie ein Abo für den Nahverkehr, Car-Sharing-Angebote oder Lastenräder zum Verleih. Des Resultat: Wo weniger Autos sind, entsteht mehr Platz für Anderes. Es entsteht die Möglichkeit, den öffentlichen Raum umzugestalten. Um zu zeigen, wie freiwerdender Raum für andere Nutzungsformen umgedeutet werden kann, widmet die Initiative fünf Parkplätze im Bezirk um.

Die Ideenwerkstatt, Thomas Knoll

Die Ideenwerkstatt

Deshalb luden das Team von Kiez erFahren und der VCD Nordost zum Nachbarschaftstreffen ein. In einem Workshop konnten Anwohner*innen mehr darüber erfahren welche verschiedenen Ideen von Initiativen bereits ausgearbeitet wurden und diese im Anschluss eigenständig kreativ und nach ihren eigenen Vorstellungen weiterentwickeln. So sollte im Nachbarschaftszentrum des Bezirks das Bewusstsein aller Teilnehmenden dafür geschärft werden, dass der öffentliche Raum allen gehört und ihn demnach auch alle mitgestalten können.

 

Das Kennenlernen, Thomas Knoll

Methoden, um Raum zu erfahren & umzugestalten

Während des Nachbarschaftstreffens sollten verschiedene Menschen aus der Nachbarschhaft im Austausch miteinander kreative Lösungsansätze entwickeln. Dafür ging es zuallererst auf die (verkehrsberuhigte) Straße. Obwohl das wohl für jeden Workshop gilt, ist das Kennenlernen aber besonders für ein Nachbarschaftstreffen, was potentiell langfristige Vernetzung vor Ort bewirken kann, von großer Bedeutung. In zwei Kreisen standen sich die noch unbekannten Nachbar*innen gegenüber und beantworteten verschiedene Fragen, die der Workshop-Leiter stellte. Dadurch, dass nun alle einen Einblick in die verschiedenen Standpunkte der anderen bekommen konnte, lockerte sich die Stimmung und es konnte mit den folgenden Punkten weitergehen.

Teilnehmende vermessen die Terrasse, Thomas Knoll

Im zweiten Teil ging es darum, miteinander ein Verständnis für die Flächeninanspruchnahme im öffentlichen Raum zu entwickeln, in dem die Teilnehmenden gemeinsam die Fläche der umgebende Terrasse  erfassen sollten. Anschließend ging es um die Größe eines Autos, die auf so einer Terrasse nochmal in einem ganz anderen Verhältnis steht. Um dieses Auto herum sollten sie die Größe eines Parkplatzes mit Hütchen markieren. Wie schon fast erwartet, unterschätzten die Teilnehmenden die Ausmaße sowohl des Autos als auch eines Parkplatzes im Verhältnis zur gegebenen Fläche ein wenig. Von der Erkenntnis ausgehend, dass die zwölf Quadratmeter, die ein Parkplatz im Durchschnitt ca. einnimmt, die Größe der Terrasse fast übersteigt, ging es zu einer kleinen Inspirationsübung. Die Teilnehmenden konnten sich anhand von Bildmaterial anschauen, wie die Thematik bereits in der Praxis bespielt wurde. Darunter waren Aktionen wie z. B. der Parking Day oder 12qmKULTUR.

Tolle Ideen: 12qmKULTUR & Parking Day, Thomas Knoll

Raum umgestalten – mit Ton, Buntstiften und Papier

Der Höhepunkt der Veranstaltung fand unter dem Motto „Raum mit Ton, Buntstiften und Papier umgestalten“ statt. In diesem Teil konnten alle ihren Ideen freien Lauf lassen. Dafür wurden drei Stationen errichtet, an denen die Teilnehmenden mit Ton, Buntstiften und Schreibwerkzeug entweder im Austausch miteinander oder ganz versunken in die eigene Arbeit an neuen Ideen der Raumgestaltung arbeiten konnten. Die Aufgabe lautete: die eigene Vorstellung von der Umgestaltung eines Parkplatzes in ein Bildnis zu verwandeln.

Ideenentwicklung mit Ton, Thomas Knoll

Wenn während des Workshops eines klar wurde, dann, dass es an kreativen und motivierten Ideen der Anwohner*innen für die Gestaltung ihrer Nachbarschaft nicht mangelt. Von Kunstinstallationen mit Licht- und Soundeffekten, zu Kommunikationsräumen, Fahrradstellplätzen und Koch bzw. Grillstellen kamen viele Ideen zustande, wie man 12qm anders nutzen könnte, anstelle eines Parkplatzes. Die Ideenwerkstatt hat gezeigt, wie Anwohner*innen im Austausch miteinander, die Potentiale der Nachbarschaft nutzen können, um Ideen weiterzuentwickeln und die eigene Teilhabe zur Gestaltung des Raumes wahrzunehmen.

Teilnehmende zeichnen ihre Vorstellungen von der lebenswerten Stadt, Thomas Knoll

Der Workshop war der Auftakt für ein weiterhin spannendes Projekt. Gemeinsam mit der Nachbarschaft sollen in den kommenden Wochen und Monaten die Ideen der Teilnehmenden weiterentwickelt werden. Wie die fünf Stellplätze dann genau aussehen, erfahren wir spätestens im Herbst 2020.

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