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Testet eure Haltestelle!

Haltestellencheck – Zeigt eurer Stadt, wie gute Haltestellen aussehen!

Ohne Wartehäuschen und Bank steht man an der Haltestelle im Regen. Manchmal kommt man gar nicht erst so einfach zur Haltestelle. Egal ob vielbefahrene Straßen ohne Ampeln, Umwege oder zu hohe Bordsteinkanten – viele Hindernisse können die Fußwege zu Haltestellen erschweren. Die gute Nachricht: Oft können sie mit vergleichsweise geringen Mitteln verbessert werden. Zeigt eurer Stadtverwaltung wie, indem ihr einen Haltestellencheck durchführt und ihn durch die Medien sichtbar macht.

von Alisa Raudszus (VCD)

Materialliste

  • VCD-Checklisten für den Haltestellen- und Fußwegecheck
  • Stift
  • oder stattdessen ein Tablet, auf dem ihr die Checklisten gleich digital ausfüllt
  • Kamera
  • Demoschilder (eine Anleitung, wie ihr wiederverwendbare Demoschilder selbst bastelt, findet ihr weiter unten)
  • Materialien für eure Presseaktion (z. B. ein roter Teppich für Fußgänger*innen, Topfpflanzen, einen Tisch und Lichterketten für eure Haltestellenverschönerung oder Leitkegel und Absperrband für euren Hindernisparcours)

Schritt für Schritt

1 – Sucht euch einen guten Anlass!

Der Vorteil des Haltestellenchecks ist, dass ihr ihn jederzeit durchführen könnt. Trotzdem ist es sinnvoll, eure Aktion zu einer Situation zu planen, die einen Nerv trifft. Wird schon lange über die hässliche, marode Haltestelle in eurem Wohnviertel diskutiert oder soll der Haltepunkt vor dem Seniorenheim eurer Oma abgerissen werden? Das ist der Moment! Verschönert eine schlechte Haltestelle, um zu zeigen, wie wichtig der ÖPNV ist. Ihr könnt auch einen barrierefreien Fußweg fordern oder euch für einen neuen Zebrastreifen einsetzen.

VCD

2 – Testet: Wie gut sind eure Haltestellen wirklich?

Ladet euch die VCD-Checklisten auf euer Tablet oder druckt sie aus. Wählt ein bis drei Haltestellen aus, die ihr untersuchen möchtet und je einen Weg zu diesen, den Fußgänger*innen typischerweise zurücklegen. Es gibt drei Themenblätter: Strecke, Querung und Haltestelle. Wenn ihr beispielsweise den Weg vom Seniorenheim zur Haltestelle untersucht, braucht ihr ein Themenblatt Strecke (Haustür bis zum Zebrastreifen), ein Themenblatt Querung (für den Zebrastreifen), ein weiteres Themenblatt Strecke (vom Ende des Zebrastreifens bis zur Haltestelle) und ein Themenblatt Haltestelle.

VCD/ Katja Täubert

Die Excel-Liste, in die ihr eure Ergebnisse eintragt, errechnet euch automatisch eine Auswertung in Prozent (z. B. Barrierefreiheit: 82 von möglichen 100 Prozentpunkten). Mit den Ergebnissen könnt ihr eure Forderung stützen, zum Beispiel: „Die Haltestelle am Seniorenheim muss verbessert werden, denn sie ist die einzige Möglichkeit für viele Bewohner*innen, unabhängig in die Stadt zu fahren. Dafür braucht sie abgesenkte Bordsteine, damit auch Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator sie nutzen können.“ Eure Daten werden die Journalist*innen bei der nachfolgenden Presseaktion beeindrucken.

3 – Lockt die Medien an! 

Damit mehr Menschen von euren Testergebnissen erfahren, müssen die Medien über sie berichten! Deshalb: Organisiert eine kleine Aktion, die es in die Zeitungen schafft. Dies kann eine symbolische Verschönerung der Haltestelle sein, oder ein symbolischer Hindernisparkour, der aufzeigt, dass der Weg zur Haltestelle voller Barrieren ist. Legt ein Datum und eine Uhrzeit fest und ladet lokale Journalist*innen zu eurer Aktion ein. Dazu gehören Tageszeitungen genauso wie lokale Radio- und Fernsehsender, kostenfreie Anzeigenblätter und der Landesrundfunk. Die Presseeinladung sollte eine Woche vor der Aktion verschickt werden. Überlegt euch vorher genau, was euer Ziel und eure Botschaft sind. Wichtig ist: Die Einladung muss kurz und aussagekräftig sein. Was passiert wann und wo? Wer wird dort sein und als Interviewpartner*in zur Verfügung stehen? Und gebt unbedingt einen Pressekontakt an! Sucht euch dafür auch gerne Hilfe bei euer VCD-Ortsgruppe. Diese kann euch bei eurem Vorhaben unterstützen und beraten. Direkt nach eurer Aktion verschickt ihr eine Pressemitteilung. Diese könnt ihr gemeinsam mit Aktiven eurer VCD-Ortsgruppe entwerfen und versenden. Sie sollte nicht länger als eine A4-Seite sein und die wichtigsten Informationen zu eurer ausgeführten Aktion beinhalten.

4 – Mobilisiert Menschen zum Mitmachen!

Zusätzlich zu den Medien braucht ihr Multiplikator*innen! Ladet neben den Journalist*innen noch weitere Akteur*innen ein, die Interesse an eurer Aktion haben könnten oder an die ihr euch direkt wenden wollt. Das kann zum Beispiel die Bürgermeisterin oder der Bürgermeister sein, weitere Vertreter*innen der Stadtverwaltung, Behindertenbeauftragte, Menschen, die bei euren Verkehrsverbänden oder Verkehrsbetrieben arbeiten, der Senior*innen-Verband, andere befreundete Verbände und so weiter. So bietet ihr den Journalist*innen weitere Gesprächspartner*innen an. Je mehr Menschen zu eurer Aktion kommen, desto besser! Wenn die Presse erscheint, soll die Aktion zeigen, dass euer Thema viele Menschen betrifft. Deshalb braucht ihr Freund*innen, Familienmitglieder, Bekannte und generell so viele Menschen, wie ihr mobilisieren könnt. Sie können Demoschilder halten, Sprüche skandieren und mit auf das Aktionsbild kommen.

VCD/Alisa Raudszus

Am besten, ihr fangt so früh wie möglich damit an, die ihr kennt, einzuladen. Nutzt die Sozialen Medien un erstellt etwa eine öffentliche Facebook-Veranstaltung, zu der ihr auch eure Freund*innen einladet oder die ihr in thematisch passenden Gruppen teilt. Gerne könnt ihr den VCD-Bundesverband verlinken (Facebook: @VCDBundesverband, Twitter: @VCDeV, Instagram: @vcd_ev). So erhaltet ihr noch mehr Reichweite für euer Event. Wenn die Aktion so richtig groß werden soll, lohnt es sich, ein paar Plakate und Sticker zu drucken und sie in eurer Stadt, in Cafés, Bars oder Supermärkten aufzuhängen bzw. zu verteilen. Außerdem könnt ihr eure VCD-Ortsgruppe um Unterstützung bitten oder in den VCD-Landesverbänden nach Hilfe fragen.

5 – Macht ein gutes Bild! 

Bilder sind wichtig für die Presse. Sie prägen aber auch die eigene Erinnerung an ein Ereignis. Sie erzählen Geschichten, erzeugen Emotionen und können komplexe Sachverhalte vereinfachen. Überlegt vorher, welche Bilder von der Aktion gemacht werden könnten – sei es mit der eigenen oder der Kamera von Journalist*innen.

VCD/ Alisa Raudszus

Aus welchem Winkel sollte fotografiert werden, damit sowohl aus der Nähe als auch aus der Ferne gute Bilder entstehen? Achtet darauf, dass eure Schilder gut zu lesen sind und – falls ihr euch Unterstützung von VCD-Mitgliedern geholt habt – das VCD-Logo zu sehen ist. Am besten kommen alle eure Mitstreiter*inne mit aufs Bild. Eine große Gruppe, die sich für bessere Haltestellen einsetzt! Nicht nur die Presse, auch ihr braucht gute Fotos – für eure Social Media Kanäle und eure Fotoalben. Beauftragt unbedingt eine Person aus eurer Gruppe damit, gute Bilder zu machen. Lasst euch aber auch von den Fotograf*innen der Medien zeigen, wie ihr euch gut positionieren könnt. Nehmt euch Zeit für ausreichend viele und gute Bilder.

6 – Kommuniziert eure Erfolge! 

Wer schon einmal eine Aktion auf die Beine gestellt hat, weiß: Danach ist man meistens richtig platt. Unmittelbar nach der Aktion muss aber unbedingt noch die Pressemitteilung verschickt werden! So können alle Medien berichten, die nicht dabei waren. Denkt auch an eure eigene Erfolgskommunikation. Sammelt die Medienberichte, die in den nächsten Tagen zusammenkommen. Schreibt einen Text und sendet ihn zusammen mit den zwei oder drei schönsten Fotos eurer VCD-Ortsgruppe oder dem VCD-Landesverband zu. Die könne  die Erfolgsmeldung über ihre Newsletter und Magazine verbreiten. Postet ein Foto auf Social Media und berichtet von eurer gelungenen Aktion. Bedankt euch bei allen Helfer*innen persönlich oder mit einer kurzen Mail, in der ihr schon den besten Zeitungsartikel verlinkt.

 

Rechtliche Fragen

Wenn ihr euch im öffentlichen Raum versammelt – auf dem Marktplatz, in der Fußgängerzone oder auf der Straße – ist es manchmal nötig, die Veranstaltung vorher als Kundgebung anzumelden. Dies gilt besonders, wenn der Straßenverkehr durch die Aktion beeinflusst wird. Wer nur ein paar Minuten mit Schildern an einer Haltestelle steht, benötigt meist keine offizielle Anmeldung. Ihr könnt eure Aktion in der Regel unkompliziert bei den lokalen Behörden wie Ordnungsamt oder Polizei anmelden. Dies sollte mindestens 48 Stunden vor der ersten öffentlichen Ankündigung geschehen. Wenn nötig, können kleine Versammlungen auch spontan, also erst vor Ort, angemeldet werden. Gut zu wissen: Es gilt die Versammlungsfreiheit. Das bedeutet, ihr müsst eure Versammlung zwar anmelden, die Behörde wird euch aber stets eine Genehmigung erteilen.

Beachte bitte, dass wir hier keine Rechtsberatung anbieten. Unsere Hinweise sollen lediglich Orientierung geben. Du solltest bei speziellen, individuellen Fragen einen Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin konsultieren.

Tipps & Tricks

Tipp 1:
DAS PERFEKTE SCHILD ZUM WIEDERVERWENDEN
Besorgt euch dünne Sperrholzplatten und breite Kanthölzer im Baumarkt. Die Platten lackiert ihr mit Tafellack oder einem anderen abwaschbaren Lack, z. B. in VCD-Grün oder -Petrol. Nun verleimt oder vernagelt ihr je eine Platte mit einem Kantholz, sodass ihr einen Griff habt. Denkt daran, mindestens die halbe Länge des Kantholzes zu verleimen, damit das Schild möglichst stabil wird. Um schmerzende Hände zu vermeiden, könnt ihr die Enden mit Griffband umwickeln (gibt es z. B. im Sportfachgeschäft). Druckt das VCD-Logo aus und klebt es oben rechts auf euer Schild. Nun könnt ihr eure Botschaften mit weißer Kreide oder Kreidemarker auf eure Schilder malen und sie wieder abwischen.